Was bedeutet es, Frau zu sein?

Als ich mich vor einigen Wochen in Vorbereitung auf die Workshop-Reihe „Goddess Codes“ intensiv damit zu beschäftigen begann, was es bedeutet Frau zu sein, wurde mir bald klar, dass es unzählige Konzepte gibt, die uns erklären, wie eine „wirkliche“ Frau auszusehen und zu leben hat.

 

Bald schon war ich verwirrt: Sind es nun die Federohrringe? Wallendes Haar? Ein Bestehen auf Halbe-Halbe im Haushalt? Ist es der gender-neutrale Sprachgebrauch? Ein bestimmtes Verhalten? Oder gewisse Persönlichkeitsmerkmale?

Ich las viele gut gemeinte Ratschläge, die mich – hätte ich sie für voll genommen – ernsthaft daran zweifeln hätten lassen, ob ich eine Frau bin. Mich beschlich das flaue Gefühl, dass auch hier, wie so oft bei „eingemachten“ Themen, ein Nach-Außen-Verlagern statt findet, weil es dann sicherer ist. Nicht zu nah und schon gar nicht bedrohlich. Wir können darüber lesen, reden und versuchen „es“ mit dem Verstand festzunageln. Uns den Rock anziehen, uns schmücken oder auf der anderen Seite nach bestimmten feministischen oder post-feministischen Prinzipien leben.
Für mich fühlt sich das an, als würde ich eine künstliche Schicht auf mein Herz spachteln.

Was ist mit einem begreifbar machen für die Seele?
Mit einer viszeralen Erfahrung direkt im Gewebe meines Körpers?
 
Für mich geht es nicht darum, irgendein Bild zu erfüllen, von dem uns vorgegaukelt wird, dass dies eine Frau ausmachen würde. Für mich geht es darum, die Wahrnehmung nach Innen zu holen, um in den Tiefen und jenseits von zeitlichen Grenzen zu fühlen, was Frau-Sein wahrhaftig bedeutet. Eine Praxis von Innen nach Außen. Und nicht umgekehrt. Im Innen verkörpern und dann zusammen mit dem schönen Geschmeide nach Außen strahlen. Anstatt zu hoffen, dass uns das Geschmeide strahlen lässt.
 
Es geht darum, unseren Körper zu bewohnen und allen Energien Raum zu geben, die es dir ermöglichen, dich selbst als Ganzes zu spüren. Körperbewusstheit in Einheit mit dem, was ist. Egal ob schön oder hässlich, Freude oder Scham, Wut oder Trauer. Gerade auch unsere Fähigkeit zu stärken mit dem zu sein, was sich nicht nach Liebe anfühlt. Mit unserer Aufmerksamkeit in den verwaisten Kellerstüberln unseres Lebens aufräumen, entstauben und putzen, um die Wahrnehmung für das Göttliche in uns erblühen zu lassen.
 
Eine weibliche Praxis ist eine des Nicht-Wissens. Eine Praxis des Zuhörens. Dem Körper, der uns ruft, um uns wieder zu verbinden mit seinen inneren Zyklen. Unser heiliger Körper, der uns hilft in einem Meer von Konfusionen zu navigieren. Seine Weisheit zu empfangen, schließt uns wieder an, direkt an die Urquelle, an die Essenz. 
 
Wenn wir uns auf dieses bewusste Erkunden einlassen, dann machen sich auch Gewohnheiten einer ganzen Zivilisation bemerkbar, die in unserer DNA gespeichert sind.
 
Welche Rollenmodelle haben wir übernommen?
Frauen, die sich behaupten müssen?
Frauen, die nur nicht zu stark sein dürfen?
Frauen, die der „bessere“ Mann sein sollen?
Frauen, die nichts wert sind?
 
Wir leben in einem Schwingungsfeld, das all die Tragödien und die Gewalt der letzten Jahrtausende mitträgt, als eine zelluläre Erinnerung daran, was getan und auch nicht getan wurde. Die Zeit ist nun gekommen, dieses kollektive Feld in uns zu prozessieren und zu verdauen.
 
Und trotz dieser vielen Katastrophen und Gräueltaten hat Frau-Sein für mich viel damit zu tun, unsere Ahninnen zu ehren. Die Frauen, die uns den Weg geebnet haben für die nächste Stufe der Evolution, die uns nun ermöglichen, das Frau-Sein in seiner authentischen Art zurück zu holen und leben zu können.
Frau-Sein zeigt sich für mich auch in einer bestimmten Art der Wahrnehmung und dazu gehört, Verbundenheit und Gemeinschaft als Normalzustand zu begreifen.
Das braucht allerdings unseren Mut des Gesehen-Werdens.
Es ist ein Aufstehen und Sich-Erheben.
Kein Manipulieren und Kontrollieren unserer Umgebung mehr durch Verstecken und Ducken. Kein um Zuneigung betteln und uns davon abhängig machen.
 
Gemeinsam fordert uns ganz.
Gemeinsam ist viel schwieriger als alleine.
Weil es mehr Reibung gibt, mehr Situationen gebiert, wo unsere Stimme gefragt ist. In denen das Leben von uns fordert, dass wir bis in die Knochen verkörpern, was das Herz bereits weiß. Und wenn es weh tut und wir irrtümlicherweise glauben, den Grund für den Schmerz im Außen zu finden, dann ist es unsere Aufgabe, damit zu praktizieren.
 
Alles ist möglich, wenn wir einander die Hände reichen, uns die Krönchen richten und die Tränen der anderen trocknen. Ich sehe viele Frauen, die sich ein „Zusammen“ wünschen, aber die Angst vor dem Zu-Wenig-Sein scheint oft stärker. Wenn wir aufhören, uns gegenseitig zurück zu halten oder uns Steine in den Weg zu legen und stattdessen wirklich füreinander da sind und uns gegenseitig anfeuern, werden wir diese Welt für immer verändern.
 
Dich in dieses Gebiet vorzuwagen, zeugt von Kriegerinnen-Mut: Um deine Bestimmung wissend, in hingebungsvoller Achtsamkeit, mit der Stabilität einer meditativen Bewusstheit deinen Pfad zu beschreiten.
Und langsam wirst du die vom Geist kreierten Polaritäten wie Innen und Außen, Vergangenheit und Zukunft, Energie und Materie am Horizont verschwinden sehen. Frau-Sein ist ein gemeinsames Wirken von Körper und höherem Bewusstsein, ein heiliger Tanz, hinein in die Tiefe, die Intensität, das Spüren und die Hingabe.
 
Geliebte Schwester! Trägst du in dir eine tiefe Sehnsucht nach dir selbst? Dann lass uns gemeinsam in unsere Wahrhaftigkeit zurück kehren. Das erbitterte Suchen im Außen beenden und stattdessen Ankommen im Eins-sein mit uns Selbst. Lass uns aus dem einsamen Vor-uns-hin-probieren aussteigen.
 
Die Zeit ist gekommen, unseren Dämonen die Hand zu reichen.
Die Zeit ist gekommen, deine unendliche Kraft wieder zu leben.
Nicht irgendwann.
Nicht nach einem Marathon an Verbesserungs- und Verschönerungsmaßnahmen.
Sondern jetzt. Hin zu dir, hinein in die Erfahrung tiefer Liebe.
 
Geliebte Frau, wisse:
Du bist nie zu viel und immer genug.

Du kannst die Welt für immer verändern.
Unsere Verantwortung ist es, diese Frau zu leben.

Mit jubelndem Herz
Danja
 

2 Gedanken zu “Was bedeutet es, Frau zu sein?

  1. Claudia Kastner

    Gefällt mir sehr gut dein Artikel!
    Jede Frau (und jeder Mann) ist aufgefordert, das eigene Licht strahlen zu lassen zum eigenen und zum Wohle aller!
    Das gegenseitige Unterstützen ist das grõsste Geschenk, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
    Du drückst das sehr schõn aus!

  2. Danja

    liebe claudia,
    vielen dank für deine wertschätzenden worte!
    gemeinsam ist unsere einzige chance 🙂
    ein gruß von herz zu herz
    danja

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