Was du (nicht) bekommst, wenn du Yoga praktizierst

Diese Woche kam eine Schülerin zu spät zur Yogastunde und konnte nicht mehr ins Studio herein. Deshalb kletterte sie in den Garten und klopfte nach einiger Zeit ans Fenster. Später erzählte sie mir, dass sie vollkommen fasziniert davon war, den Effekt UNSERER Praxis durch das Fenster hindurch in IHREM Körper spüren zu können. Ich wahr so dankbar, dass sie diese Einsicht mit mir geteilt hat!

Denn mein Eindruck ist, wir unterschätzen oft noch immer die Potenz der Praktiken und glauben, dass eine Praxis nur wirkt, wenn wir…

1. … sie selbst ausführen
2. … uns wirklich, wirklich anstrengen
3. … alles exakt richtig machen

Ich bin überzeugt davon, keiner der 3 Punkte ist so wichtig, wie unsere Sehnsucht nach Verbindung mit der Quelle, die Bereitschaft weich zu werden und die Demut vor dem Leben.

Und obwohl es sich vielleicht etwas komisch anhört: Jede Praxis hat auch eine Wirkung, wenn wir „nur“ dabei sind, während andere Menschen praktizieren. Manchmal dürfen wir einfach da liegen und in einem nährenden Ozean von Prana baden. Leider hören jedoch die meisten von uns auf zu üben, wenn wir kränklich sind, weniger Zeit haben, oder uns nicht gut fühlen, weil wir glauben, wenn wir nicht 100% geben, würde „es“ sowieso nicht wirken.

Diese Überzeugung stammt aus all den Erfahrungen unseres Lebens, bei denen wir auf Leistung getrimmt wurden. Bei denen besser, schneller und zweckorientiert die Devise war. Und genau diese Einstellung gilt es in der spirituellen Entwicklung wieder zu verlernen: Zu praktizieren, weil wir von A nach B wollen, so schnell und effektiv nicht möglich – Das funktioniert nicht.

Nicht, weil die Praxis schlecht wäre, sondern weil die Überlagerung mit „muss“ und „soll“ die Wirkung verwässert und manchmal zunichte macht. Wir stören sozusagen mit unseren Geschichten über „gut“ und „schlecht“ oder „richtig“ und „falsch“ die freie Entfaltung der Energie und die der Praxis inhärenten Intelligenz.

Obwohl wir gerade einen Pfad beschreiten, den wir noch nie zuvor gegangen sind, glauben wir zu wissen, was richtig ist, und möchten der Praxis gerne unser „Mindset“ überstülpen. Möchten dem Leben zeigen, wo es lang geht.
Da muss die Praxis doch nur leise hüsteln.
Und das Leben auch.
Ja, wir dürfen Techniken lernen und uns auch bemühen, sie richtig zu machen.
Aber dann kommt dieser magische Moment, an dem die Praxis übernehmen darf und uns den Weg zeigt.

Begib dich in ihre Obhut.
In ein Wissen jenseits von Denken.
In ein Wissen jenseits von Worten.
Wörter wie diese können uns lediglich den behelfsmäßigen Pfad bauen,
der uns hinter das Geschnatter des Geistes lotst,
damit wir dort die rohe Unmittelbarkeit, von dem was ist, erleben dürfen.

Dies ist Erwachen.
Die sich stets vertiefende Liebe für die Wahrheit.
Eine sich beständig ausdehnende Liebe für das einfache Wunder des Lebendig- und Bewusst-Seins.
Mehr wird nicht kommen.
That’s it.
Keine Erlösung und kein Wunschkonzert.

In den einfachen Dingen Erfüllung finden.
Und die Liebe im Moment.
Beim Duschen, Kochen oder Blumen gießen.
Nicht morgen. Oder im Urlaub.

Weil wir sonst immer warten. Und den Sommer übersehen, der uns lehrt auf dem Höhepunkt des Eingeatmet-Seins die Fülle zu leben. Selbst dann, wenn Regentropfen fallen. Die Reife, der Überfluss, die Freude so greifbar und nah.

Und so wünsche ich dir von Herzen einen Atemzug in die Fülle,
genährt aus der Quelle und jjuuhhhuuuuuuuu – einen wunder-vollen Sommer!!!!!

Mit Liebe

 

Danja