#metoo und Warum ich Männer trotzdem liebe

#metoo
Auch ich habe es auf Facebook gepostet.
Weil ich sexuelle Belästigung und Gewalt erfahren habe.
Ich wurde nie vergewaltigt, aber es gab eine überaus brenzlige Situation.
Und einige eindeutige Übergriffe: Ich wurde am Heimweg verfolgt, telefon-terrorisiert, begrapscht und mir wurde erklärt, warum mein „Nein“ kein „Nein“ sein kann.

Ich habe lange gezögert, #metoo überhaupt zu posten, weil anderen Frauen sexuelle Gewalt in einem viel schlimmeren Ausmaß widerfahren ist. Und diesen Schmerz wollte ich nicht schmälern.
Schließlich habe ich mich dazu entschieden, weil es gut tut, sich nicht alleine zu fühlen und Gemeinschaft zu spüren.

#metoo bedeutet nicht, dass ich daran interessiert bin, Männer und Frauen gegeneinander auszuspielen. Denn ich sehe mich in erster Linie als Lebewesen, dann als Mensch und als Frau. Es geht mir nicht darum, die Kluft zwischen den Geschlechtern und generell zwischen den Menschen zu vergrößern.

#metoo heißt nicht, dass ich eine Männerhasserin bin.
Ich hetze nicht gegen Männer.
Im Gegenteil: Ich liebe Männer.
Ihr seid ein so wichtiger Teil meines Lebens und begleitet mich auf dem Weg, mich selbst zu verstehen.

Mit den virtuell ausgefochtenen Kämpfen die #metoo ausgelöst hat – zwischen Frauen und Männern und vor allem auch zwischen Frauen und Frauen – hat sich für mich die Frage aufgetan, warum es unmöglich scheint, dass wir schmerzhafte Erfahrungen kommunizieren können, ohne dafür beschimpft oder angegriffen zu werden.

Ohne dass sie sofort in Interpretationen und Wertungen verpackt werden. Ich wünsche mir, dass wir über den Schmerz des anderen nicht einfach hinweg sehen oder drüber fahren und ihn als minderwertig abtun oder uns vielleicht sogar lustig machen.

Oft ist das einfach nur die Angst davor, was es mit uns selbst machen würde, wenn wir uns darauf einlassen, den Schmerz des anderen Lebewesens zu spüren. Ohne uns von Sentimentalitäten davon spülen zu lassen oder unsere eigenen Geschichten ins Spiel zu bringen. Den Mut zu haben, der Angst vor unseren Abgründen, Unsicherheiten und Schuldgefühlen ins Auge zu sehen und den Zeigefinger einzupacken.

Männer sind nicht schlecht.
Frauen sind nicht schlecht.
Menschen sind nicht schlecht.

Erst als wir begonnen haben, uns getrennt voneinander wahrzunehmen, und das große Ganze ausgeblendet haben, um uns stattdessen selbst als Zentrum des Universums zu erleben, hat das Dilemma seinen Lauf genommen.

Ich wünsche mir, dass es möglich ist, dass ein Mensch erzählen kann, was ihm weh tut. Ohne dass wir es werten, schlecht machen oder glauben, es besser zu wissen.

Ich liebe euch ihr großartigen Frauen, die ihr den Mut habt in euch zu spüren und kund zu tun, was euch bewegt und schmerzt.
Ich liebe euch, ihr großartigen Männer, die ihr den Mut habt in euch zu spüren und kund zu tun, was euch bewegt und schmerzt.

#Metoo.
Eines von vielen Feldern, um zusammen zu finden.
In tiefem Verständnis füreinander.

Mit Liebe

Danja

 

2 Gedanken zu “#metoo und Warum ich Männer trotzdem liebe

  1. Tanja Braid

    Liebe Danja,
    auch an mir ist #meetoo nicht vorübergegangen. Leider habe ich dazu auch Unsinn gelesen, dergestalt, dass ein Blogger (Heilpraktiker, Coach), nicht unbedingt unintelligent darüber aus Männersicht geschrieben hat, jedoch wieder mit dem alten Vorwurf: Wenn ein Mann nicht richtig funktioniert, sich nicht zu benehmen weiß oder sich daneben benimmt, ist die Frau schuld. Entweder sendet sie die falschen Signale oder ist, wenn sie Mutter ist, eine schlechte Erzieherin, die das Söhnchen „wie auch immer“ zur gesellschaftlichen Katastrophe heranwachsen lässt.
    Ich persönlich habe keine sexuellen Übergriffe erlebt und habe mit Männern grundsätzlich positive Erfahrungen gemacht, doch ist die wortreiche Verteidigung „Frau ist an allem Schuld“ denkbar bröselig und zynisch. Und ehrlich gesagt: Ich kann’s nicht mehr hören. S’mag sein, dass eine Frau tatsächlich mal falsche Signale aussendet und eine Mutter ein „Monster“ großzieht, doch kein Mann kann so dumm sein, nicht zu wissen, dass z. B. die Hand auf dem Schenkel der Sekretärin respektlos ist, Ich denke, Männer wissen innerlich ganz genau, wo die Grenze ist, nutzen aber ihre Machtstellung schamlos aus. So sage ich: Es ist nicht die Schuld der Frauen, wenn Männer sich daneben benehmen.
    Ich danke dir für deinen Artikel, den ich eben geteilt habe. Ich finde deine Sichtweise auch sehr wertvoll.
    Liebe Grüße,
    Tanja

    1. Danja

      liebe tanja, ich danke dir für dein sichtbarsein und deine gedanken!
      verstehen lernen, zuhören, zueinander finden ❤︎
      von herzen, danja

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