Vom Mut zum offenen Ende

Langsam verabschieden wir den Sommer, der uns so viele Erfahrungen geschenkt, aber uns auch heftig gefordert und manchmal mit großen Fragezeichen hinterlassen hat. Gerne würden wir alles mit dem Verstand begreifen und vieles zum Abschluss bringen, was sich hartnäckig gegen den Schlussstrich sträubt.

Und so werden wir vom Leben ermuntert, nachsichtig zu bleiben mit dem Unfertigen. Unser Herz immer wieder zu öffnen, anstatt künstlich eine Grenze herbei zu führen, obwohl es in manchen zugespitzten zwischenmenschlichen Situationen unausweichlich scheint.
Wir meinen damit die ultimative Lösung zu finden, den letzten Paukenschlag, der unser Problem für immer löst, in dem er trennt.

Doch intuitiv spüren wir,
dass uns eine künstlich gezogene Grenze nicht glücklich macht.
Dass wir in ihr keine Heilung finden.
Was wäre hingegen, wenn wir die Dinge einfach einmal sein lassen,
in ihrer Unperfektheit, der reibenden Intensität und ohne das letzte Wort zu sprechen?

Dies steht zwar im Gegensatz zu unserer angelernten Bestrebung, „To-Do-Listen“ so schnell wie möglich abzuhaken und all unsere Probleme am besten gestern gelöst zu haben, doch in diesem Sein-Lassen liegt auch der Schlüssel zu einem Leben im Miteinander.

Dieses Miteinander verlangt von uns die Bereitschaft zu sehen, dass der Mensch im Außen lediglich als Spiegel fungiert, in dem wir erkennen können, mit welchen Teilen unseres selbst wir noch auf Kriegsfuß stehen. Es fordert den Mut nach Innen zu schauen, die unangenehmen Gefühle zu spüren und mit ihnen zu atmen, ohne dem Verstand neues trennendes Futter zuzuspielen.

Dadurch wird unser Blick auch nach Außen weicher und wir erkennen mit liebevollen Augen das Leid desjenigen, der uns das Miteinander scheinbar so schwer macht. Es wird uns möglich, das Leben allumfassend zu begreifen und dadurch selbst immer „ganzer“ zu werden.

Anstatt wie wild an den Zügeln zu ziehen, weich zu bleiben und dem Leben zuzusehen, wie es die Dinge neu orchestriert.
Und uns währenddessen mit der uns ureigenen Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit und Freiheit zu verbinden.

Von ganzem Herzen wünsche ich dir den Mut zum offenen Ende..

Mit Liebe

Danja