Kennst du den Schlüssel für Heilung?

Ich möchte dir heute eine kleine Sufi-Geschichte erzählen, in der zahlreiche Götter am Beginn der Schöpfung darüber debattieren, wo sie denn den Schlüssel für Heilung und Frieden verstecken sollten.

Am wichtigsten erschien ihnen, dass wir Menschleins ihn nicht zu früh finden, sondern erst dann, wenn wir auch fähig seien, die Weisheit des Schlüssels zu verstehen. Dementsprechend gefinkelt sollte dieses Versteck sein. Nachdem sie einige Zeit darüber philosophiert hatten und ihnen sowohl Himmel, als auch Meeresgrund zu unsicher erschienen, hatte einer eine zündende Idee und meinte:

„Verstecken wir den Schlüssel doch einfach im Inneren der Menschen, dort werden sie nie nachsehen!“ 

Und so sehr wir über diese Zeilen schmunzeln können, bleibt uns doch auch das Lachen im Halse stecken. Denn wissen würden wir ja, dass unser Körper von einer außergewöhnlich potenten Heil-Energie bewohnt wird, die alles dafür tut, um uns gesunden zu lassen. Doch egal ob Bauchweh, Herz-Schmerzen oder Erschöpfungs-Zustände unseren Weg kreuzen, sind wir doch geneigt, im Außen Ausschau zu halten nach der ultimativen Medizin.

Zumindest nach einer gewissen Zeit, die unser Verstand als „normal“ für den Heilungsprozess ansieht, werden wir irgendwie ungeduldig und beginnen zu suchen. Und diese Unruhe wird gar nicht selten vom Außen verstärkt, weil uns die Freundin mit ihrem gut gemeinten Ratschlag noch mehr verunsichert und an unserer – zumindest noch zum Teil vorhandenen – Gelassenheit zweifeln lässt.

Und der Verstand schreit: Alarmstufe rot!!! Vielleicht sollten wir das Ganze doch auch ein wenig dramatischer sehen und nervös werden?

Oder wir könnten uns auch einfach wieder nach Innen wenden und dieser heilenden Kraft vertrauen. Denn Heilung braucht oft länger, als wir dachten. Verläuft in anderen Bahnen, als wir uns erhofft hatten. Bringt uns in Situationen, die nicht angenehm sind. Aus denen wir aber so viel lernen können. Zum Beispiel über die Nicht-Kontrollierbarkeit des Lebens und sein Hang zur Langsamkeit, besonders dann, wenn wir es drängen, doch schnell zu machen.

Uns auch bewusst zu sein, dass der Ratschlag eines anderen Menschen nur eine Meinung ist. Eine Sicht der Dinge von unendlich vielen. Wieso sind wir bereit, dafür unser eigenes Empfinden über Bord zu werfen und die andere Perspektive für die Wahrheit zu halten?

In solch verfahrenen Situationen können wir uns selbst darin üben, eine der höchsten Formen von Weisheit zu praktizieren, nämlich Empathie. Unser Ego vorübergehend ausser Kraft zu setzen und nicht mit Lösungen um uns zu schmeißen. Auch wenn sie noch so gut gemeint sind. Unsere eigenen Ängste nicht dem anderen überzustülpen und seine „Heilungskurve“ zu hinterfragen.

Wir helfen Menschen erst dann, wenn wir selbst keine Angst mehr haben vor dem Unsicheren, dem (scheinbar zu) Langsamen und dem Unbekannten. Dann erst sind wir bereit, ihnen auf Herzens-Ebene zu begegnen, sie zu umarmen und den Raum zu halten, in dem sie sich ausdehnen und durchatmen können.

Heilung finden wir im Inneren. Und es ist so wertvoll, in verzweifelten Momenten Menschen zu begegnen, die uns an diese Kraft erinnern, die uns der tantrischen Tradition nach „besser kennt, als wir uns selbst.“ Die immer weiß, was der nächste Schritt ist. Spielerisch und anstrengungslos.

Uns gegenseitig zu unterstützen, dieser Kraft zu vertrauen, das wäre doch eine wunderbare Praxis für die Zeit des Advents, des Ankommens in uns. Was meinst du ?

In Liebe und Verbundenheit

 

Danja